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Irrtümer über Kommunalpolitik 3

O. M. • 14. November 2021
Die großen Irrtümer über (kommunale) Politik:
Teil 3: 
„..die quatschen doch bloß viel, aber tun nichts…“ 

In der Kommunalpolitik gibt es tatsächlich eine Menge Themen zu besprechen. Zumal wenn jede Stimme innerhalb einer Sitzung oder eines Ausschusses gehört werden soll. Und auch dem widersinnig Erscheinenden mit Respekt zu begegnen ist. Oder Menschen mit Assistenzbedarf durch Anwendung Leichter Sprache ein Verständnis ermöglicht werden sollte. 
Es sind dabei die politischen Themen selbst, die inhaltliche Auseinandersetzung erfordern. 
Wenn Sie sich fragen, was politische Bauvorhaben wie die Hamburger Elb-Philharmonie oder den BER oder auch die aktuell durch die Medien geisternde Sanierung der Gorch Fock in ihren Kosten so explodieren ließen, sollten Sie vielleicht einmal selbst Einsicht nehmen in die Vertragsgrundlagen solcher Vorhaben. 
Diese können schon bei ‚kleineren‘ Projekten wie unserem Grundschul-Neubauvorhaben in Bünningstedt über 200 Seiten lang sein. Trauen Sie es sich zu, in solchen Vorhaben die Fußangeln zu finden, die die Elbphi oder den BER für den Steuerzahl so teuer gemacht haben (und wo nun das Geld für andere wichtige Vorhaben nicht mehr im gleichen Maß zur Verfügung steht)? 
Hand aufs Herz, ich traue mir das nicht zu, muss als Entscheider den Vertragsparteien darin vertrauen, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, denn für eine gründliche Prüfung fehlt es mir als Berufstätigem in Vollzeit schlicht an der Zeit dafür. Wie vielen meiner politischen Ehrenamtskolleg*innen auch. 
Und weil wir faktisch also eine Menge tun, auch wenn sich das nicht ausschließlich auf der politischen Bühne von Ammersbek betrachten lässt, sind wir dankbar für jede Teilhabe von nun berenteten ‚Profis‘, ihre immer noch gegebenen Kompetenzen einzubringen für ein gutes Miteinander in unser lebenswerten Gemeinde. 
von N. O. 9. Juli 2023
Gedanken zum Stadtradeln Die Gemeinde Ammersbek hat beim Stadtradeln vom 29.05.2023 bis 18.06.2023 über 50.000 km zusammenbekommen. Herzlichen Glückwunsch dazu an alle Teilnehmenden! Wir haben mit unserem Team tU WAtt das dritte Jahr in Folge mitgemacht und einen guten neunten Platz gemacht im Gemeinde-Ranking. Nun aber zu ein paar kritischen Gedanken: Wie aussagekräftig ist dieser Vergleich von den Gruppen eigentlich? Meiner Meinung nach so gut wie gar nicht, da in manchen Gruppen nur ein, zwei oder wie bei uns sechs Teilnehmende mitradeln, bei den Grundschulen oder großen Firmen aber eben viele Personen mehr. So hat eine kleine Gruppe, die noch so fleißig radelt, keine Chance auf einen vorderen Platz. Ja, die Anzeige nach Pro-Kopf-km ist auch möglich, zuerst wird jedoch immer das Ranking nach Gesamtkilometern angezeigt… Dasselbe Problem sehe ich auch innerhalb der Gruppen. Durch die Anzeige der gefahrenen Kilometer in Rangfolge entsteht ein Wettkampf in der Gruppe gegeneinander statt miteinander. Aus der Erfahrung damit in den letzten Jahren haben sich einige unserer Mitglieder entschieden, sich nicht zum Stadtradeln anzumelden, deren Fahrrad-Kilometer sind also auch nicht erfasst. Grundsätzlich nehmen natürlich sowieso nicht alle Ammersbeker am Stadtradeln teil, das ist uns auch klar, somit hängt der Vergleich zwischen verschiedenen Gemeinden im Endeffekt quasi mit dem Marketing zusammen. Und wer sollte die Verantwortung dafür übernehmen? Ob man normal viele Strecken mit dem Fahrrad zurücklegt oder extra viele oder sogar nur in diesem Zeitraum Fahrrad fährt (und damit eben keinen langfristigen Klimaschutz betreibt), wird ebenfalls überhaupt nicht berücksichtigt. Wobei ich mich auch frage, wie dies ursprünglich gedacht ist im Konzept des Stadtradelns. Weitergehend stellt sich die Frage, ob das Stadtradeln überhaupt dem Klimaschutz zuzurechnen sein kann, aber dazu vielleicht in einem späteren Beitrag mehr... Geschrieben von: N. O.
von O.M. 10. Mai 2023
Der Ortsteil Daheim ist zweifellos der große Unbekannte in unserer schönen Gemeinde. Am nordwestlichen Ende von Ahrensburg gelegen, dessen Stadtgebiet sich betritt, wenn man am Reesenbüttler Redder die Straßenseite wechselt, weiß man wohl, dass es diesen Ortsteil gibt, findet aber kaum jemals einen Grund, dort umzugehen, außer es ist Wahlzeit und man will dort um Stimmen für das eigene politische Tun werben. Es ist ein warmer Frühlingsdonnerstag, als ich damit gegen Mittag am Eschenweg beginne. Ich habe vorab die eigene Laufstrecke geplant und auch kurz mit dem Gedanken gespielt, einen der von mir betreuten Autisten damit zu beauftragen, mir eine Route zu erstellen, auf der es zu den wenigstens Wegdoppelungen kommen wird, den Gedanken dann verworfen, weil der gute Mann Schaden daran nehmen könnte und hier am Eschenweg ist die Verteilung der Flyer auch noch einfach zu bewältigen. Das ändert sich aber gleich am Fichtenweg. Wie ich aus ungezählten Vorbereitungen der Bauausschüsse in Erinnerung behalten habe, ist dieser Ortsteil auch das Reich der Pfeifenkopfgrundstücke und die ersten, in die es mich am Fichtenweg hineinzieht, haben eine gefühlt ewige Wegstrecke bis zu den Briefkästen, nur um dort angelangt zu lesen KEINE WERBUNG BITTE . Na toll, so mein erster Gedanke, das hättet ihr auch gleich in der Einfahrt kenntlich machen können und stelle mir den Paketdienst vor, der eine neue Waschmaschine dorthin befördert, nur um dann zu hören: „Nein, 1c ist der Eingang hinter der 3, schönen Tag noch...“ und als dritter Gedanke bin ich froh, dass ich nicht im Bauausschuss sitze und künftige Anträge aus Daheim mit Erinnerung an meine schmerzenden Füße grundsätzlich ablehnen könnte. Es gibt ja dieses Gerücht, dass eine der größeren Parteien die Verteilung in diesem Ortsteil in jedem Wahljahr auslost und der Verlierer immerhin ein paar neue Stützstrümpfe zum Geschenk erhält, aber wir wollen dem nicht voreilig glauben und auch nicht voreilig darin sein, diesen Ortsteil abzulehnen bei all der Plackerei, die er einem hier aufbürdet, wo nach und nach die Oberbekleidung im Fahrradkorb verschwindet. Gespräche stellen sich auch ein während der Verteilung, hochwillkommen. „Also die Politik macht derzeit alles falsch...“ „Wirklich alles?“ „Naja, beinah...“ und erklärt das dann anschaulich und vor dem Hintergrund eines langen Berufsleben im nachhaltigen Unternehmertum und eigenen Entbehrungen in der Nachkriegszeit, wobei die liebe Gemahlin schon immer um das Auto schleicht und ganz offensichtlich los möchte, aber danke für die Geduld, wir Herren zeigen diese ja auch gern vor Geschäften der Haute Couture und Lebenserfahrung verdient es, geteilt zu werden. Danach geht es weiter die Straßen auf und ab und in den Kieferweg hinein und immer wieder vor Briefkästen, die keine Werbung wünschen und die Frage, ob ehrenamtlich-politisches Engagement denn als solches zu verstehen ist, begegne auf den Wegen immer wieder Menschen, die mein Tun teilen, indem sie die Post oder Waren anliefern und nach einem dazu verständigenden Blicken ( „Gib mal mit, ich muss da eh hin...“ ) mir einen Weg ersparen und die typischen Pannen einer Verteilung bleiben natürlich auch nicht aus, etwa wenn ein Schwung Programmhefte über die Absperrung einer Kellertreppe rutscht oder der Wind eine heraus gerutschte FREIE WÄHLER Karte vor einem davon weht, während es aus dem Gartenbereich nach ruft: „Keine Angst, er will nur spielen...“ und nach sieben gelaufenen Stunden und auch froh, dass sich jetzt keine Gespräche mehr einstellen, denn mir geht nun ein wenig die Luft aus, ist der gesamte Ortsteil wohl versorgt und mein Fazit zu ihm ein völlig anderes, denn so entspannt, wie hier gelebt zu werden scheint, wie sich mir zeigt, trotz der verdichteten Bebauung sich so viele unterschiedliche Paradise geschaffen wurden, während der Verkehr auf Nachkriegsniveau überschaubar ist und das vorherrschende Weiß der Häuser das Sonnenlicht allüberall verteilt, oh Chapeau, liebe Daheimer, da habt ihr euch wirklich eine lebenswerte Umgebung geschaffen und dass ihr auf Anfrage auch weiterhin zu Ammersbek gehören wollt, obwohl nach über 50 Jahren des Entscheides dazu die Meinung nun eine andere sein könnte, hat mich sehr für euch eingenommen und entschuldigt es bitte, wenn ich hier für euren Ortsteil werbe, Touristenströme werden sich euch wohl auch weiterhin nicht einstellen…
von O.M. 6. April 2023
Dieser Beitrag erschien bereits am 05.04.2023 in der Oldesloer Ausgabe der Wochenzeitung MARKT Es nähert sich uns der 111. Todestag eines Symbols menschlicher Überheblichkeit, als die ‚unsinkbare‘ Titanic auf ihrer Jungfernfahrt mit der Realität kollidierte. Ginge sie heute unter, würde sich wohl zuerst eine Bürgerinitiative gegen Rettungsmaßnahmen formieren, die Einrichtung eines gendergerechten Stabes einfordernd und natürlich wären zum möglichen Untergang auch Expertisen gefragt, unter Berücksichtigung hier möglicher Versicherungsansprüche, bevor zuletzt noch Streit anhöbe um vorhandene Rettungsplätze in den Booten, das ‚Frauen und Kinder zuerst‘ Denken schließt ja zu viele gesellschaftliche Gruppen aus. Kurzum, das Schiff würde wohl mit Mensch und Maus untergehen, bevor auch nur ein einziger Passagier es rechtens verlassen konnte und wenn Ihnen, liebe Lesende, dies als Genugtuung dient, warum besser ein starker Mensch die Dinge in der Hand hält, muss ich hier widersprechen, denn Überlebende damals erwartete immerhin die Fortsetzung ihres Lebens, einschließlich der politischen Teilhabe. Heute sehen wir uns einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, die unseren Fortbestand keineswegs mehr sicher erscheinen lassen, noch am wenigsten, wenn ausschließlich andere darüber entscheiden sollen, auch wenn wir annehmen, dass sie das schon in unserem Sinne tun. Hand aufs Herz, wie viele Beispiele dafür können Sie selbst anführen? Zumal auch der Großkopferten-Tag nur 24 Stunden hat. Und die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Zukunft nicht bloß Fortschreibung unserer Gegenwart sein wird, lässt sich schon aus der Tatsache herleiten, dass sich das Wissen in der Welt in immer kürzeren Abständen verdoppelt. Dauerte es von Christi Geburt zu da Vinci noch rund 1500 Jahre dafür, weil neues Wissen meist durch die Nadelöhre singulärer Autoritäten (und ihrer Scheiterhaufen Politik) hindurch musste, so hat die industrielle Revolution dies in 300 Jahre geschafft und mittlerweile berechnet sich die Verdoppelung nur noch in Jahren! Wenn Sie daher einen Nutzen aus diesem Umstand ziehen wollen, braucht es vor allem Offenheit dem Neuem gegenüber, wofür unsere Gehirne wunderbar geeignet sind, neurale Verknüpfungen auszubilden. Hier findet alles seinen Platz, auch eine neue Politik, die Individualität und dessen Gestaltungskräfte wertschätzt. Weil unsere Zukunft durch jeden von uns zum Besseren beeinflusst werden kann, grüßt Sie herzlich Oliver Mende stellvertretender Vorsitzender der FREIEN WÄHLER Kreisvereinigung und stellvertretender Vorsitzender der UWA
von O.M. 14. September 2022
Na, liebe Ammersbeker*innen, ist euch auch in den vergangenen Wochen der Hals angeschwollen, als ihr die Schreiben eurer Gaslieferanten zu den künftigen Preisanpassungen in Händen gehalten habt. 60€ monatlich mehr werden es für unseren Haushalt sein. Und man fühlt sich sogar gut dabei weggekommen, wo der Betriebshandwerker auf meinen Arbeitsplatz nun 400€ mehr aufzuwenden hat. Pro Monat wohlgemerkt. Diese Energiedaumenschrauben fräsen allerorten ihre Schneisen in die eigenen Budgets und neben dem nun lauter werdenden Ruf nach einer erneuten, staatlichen Hilfe muss einstweilen kalkuliert werden, wo sich diese Mehrausgabe an anderer Stelle einsparen lassen. Das beginnt meist beim nicht-ganz-so-nötigen, wie etwa dem Beitrag für den lokalen Sportverein, der auch unsere erste Überlegung war, aber dann setzte ein Umdenken ein, denn ist es nicht so, dass unsere Altkanzlerin kürzlich in einem Interview eingestand, ihr sei bereits seit 2014 bekannt gewesen, dass es Putins Absicht ist, unsere westliche Ordnung zu zerstören? Und wie könnte das besser und nachhaltiger gelingen, als das in Frage zu stellen, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt schafft, die Institutionen, über die der amerikanische Soziologe Timothy Snyder in seinem Buch ‚Über Tyrannei - 20 Lektionen für den Widerstand‘ schreibt, sie sollten unbedingt verteidigt werden, indem sich für mindestens eine eingesetzt wird, persönlich. Wenn wir also, liebe Ammersbeker*innen, über diesen und spätere Winter hinaus kommen wollen, ohne uns in Egoismen zu verlieren, sollten wir unbedingt das zu stärken suchen, was uns einander näher bringt und vertrauen lässt. Und es auch begrüßen, wenn staatliche Hilfe sich verstärkt in dieser Richtung ergeht, denn es wäre ein Pyrrhussieg, den nächsten Frühling als ‚Überlebende‘ zu begrüßen und festzustellen, dass wir alles verloren zu haben, was das Leben in Gemeinschaft zu einem Lebenswerten macht. Es grüßt euch herzlich Oliver Mende
von O.M. 6. Februar 2022
Die großen Irrümer über (kommunale) Politik Teil 6: "... die machen doch eh, was sie wollen..." Hallo? Haben Sie uns je gefragt, was wir wollen? Oder mal gesagt, was Sie überhaupt wollen?? Oder uns in einem der vielen Hinterzimmer einem großen Briefumschlag vorgestellt oder einem Lederköfferchen??? (Geht klar, und wenn Se mal wieder was zu verklappen haben, einfach nur durchrufen, außer mittwochs, da bin ich immer auf Ibiza…) Der Humor ist ein Stiefkind der Politik, ich weiß, aber ich versichere Ihnen, es fiele keinem Vertreter der Gemeinde oder ihrer politischen Parteien je im Traum ein, Ammerbeker Grund und Boden für Endlagerungen frei zu geben, schon um die teuren Neubauvorhaben gegen zu finanzieren und obwohl sich das alte Abdeckereigelände mit seiner Randlage ja geradezu dafür empfiehlt. Doch dem setzte auch das Kommunalpolitische Gesetzbuch hier klare Grenzen, in denen wir eben nicht machen können, was wir wollen und in denen wir gemeinsam zu Entscheidungen zusammenkommen müssen, wo es sich einem Besucher mitunter auch sehr schnell offenbart, dass das Wollen von Vielen doch etwas anderes ist, als ein Kim Jong Un das befürwortet, dass nämlich das die der heutigen Betreffzeile keine mathematische Größe mehr ist, es gibt vielmehr nur kleine die’s und innerhalb dieser noch kleinere und wer dabei wirklich von Gefälligkeiten beeinflusst wird und selbst wenn Er (oder Sie oder E*s) eine political machine hinter sich hätte, auf der Bühne der kommunalen Politik kann es jede*r von uns mitentscheiden, in welchem Ammersbek wir leben wollen. Und das diese Bühne angesichts der immensen Herausforderungen eher weniger als mehr gesucht wird, mag vielleicht einen Soziologen sorgen, dass eine Ich-Gesellschaft hier ihre letzten Runden bestellt oder den Bauunternehmer freuen, dass der Kreis überschaubarer wird, wo man seinen Lederkoffer erst mal bekannt machen muss. Oder es findet sich in dem Grund, dass man sich politische Arbeit eben nicht zutraut, all die Themen, die einem da begegnen und woher auch die Zeit dafür nehmen? Ich frage mich das selbst immer wieder neu. Und finde dann doch Zeiträume, in denen sich Kommunalpolitik betreiben lässt. Denn jedes kleine Bisschen an Beteiligung hilft, in einem Ammersbek zu leben, in dem wir al*le es sind, die tun, was sie wollen. ...und vielleicht wäre es ein machbarer Anfang, uns mal mit einem eigenen Statement über Politik zu kontaktieren, über das sich hier dann gegebenenfalls schreiben ließe. Danke schon mal und bis zur nächsten Folge…
von O. M. 23. Dezember 2021
Die großen Irrtümer über (kommunale) Politik : Teil 5: „...einem ehrlichen Politiker begegnet man nur beim Träumen…“ Also ich bin in meinem Träumen noch niemals einem Politiker begegnet, soweit ich das am Morgen erinnere. Sie etwa? Doch halt, eine Bekannte will neulich von Olaf Scholz geträumt haben. Sie irrte da durch ein Labyrinth auf der Suche nach Batterien für dessen Neujahrsansprache, ausgeschickt von der lieben Großmutter (obwohl die ja stets konservativ wählt, aber das Standbild im Fernsehen wurde ihr dann doch zu langweilig). Die Bekannte weiß nicht mehr, ob sie die Batterien wirklich noch fand und ich weiß nicht, ob die Politiker, denen ich in Ammersbek begegne, wirklich ehrlich sind in ihrem Tun, was sich auch kaum verlässlich beurteilen lässt, ohne eine Annäherung an die Frage selbst, was eigentlich einen ehrlichen Politiker nach eigenem Dafürhalten ausmacht: Ist Si*Er als Mensch frei von leeren Versprechungen, trifft Entscheidungen nach Recht und Glauben, steht zu deren Folgen und verantwortet sie vor den Wählern, wo sich der Irrtum darin zeigt? Kennen Sie denn ein reales Beispiel für einen solchen Menschen? (...wenn ja, wäre dieser Mensch vielleicht daran interessiert, unsere Kommunalpolitik zu bereichern?) Der amerikanische Autor Robert Anton Wilson beschreibt in einem Essay einen ehrlichen Politiker als eine nationale Katastrophe. Das mag auf den ersten Blick recht widersinnig erscheinen, erklärt sich aber im Umstand, dass ein solcher Politikertyp nicht umhin kommt mit neuen Gesetzen die Möglichkeiten unehrlichen Handelns einzuschränken. Nun schafft jedes neue Gesetz auch immer auch einen neuen Typ Gesetzesübertreter. Wissen Sie es verlässlich, wie oft am Tag Sie bereits jetzt schon gegen geltende Gesetze verstoßen? In einem solchen Prozess gelangt man laut Wilson letztlich zu einem Gesellschaftszustand, in dem alles Nicht-Verbotene obligatorisch ist bzw. in Steigerung das Nicht-Obligatorische illegal wird. Ich glaube kaum, dass Sie das Leben in einer so totalitären Welt gegenüber den hiesigen Ärgernissen, denen sich in Ammersbek begegnen lässt, vorziehen würden. Vielleicht ist daher der heutige Irrtum über (kommunale) Politik dahingehend korrigierbar, dass man einem ehrlichen Politiker besser nur beim Träumen begegnet…
von O. M. 28. November 2021
Die großen Irrtümer über (kommunale) Politik: Teil 4: „…das wird doch alles in Hinterzimmern entschieden…“ Es gibt eine Menge Hinterzimmer in Ammersbek. In manchen wird gestrickt. In manchen geruht. Doch ob nun gebastelt oder gemalt wird oder die Fahrt der Eisenbahn beschleunigt oder der eigene Puls, politische Entscheidungen, die in Hinterzimmern getroffen werden, müssen danach erst noch die Zustimmung der betreffenden Ausschüsse finden, bevor sie sich realisieren lassen (und treffen dann mitunter auf gut vorbereitete Bürgerinitiativen). Über was da abgestimmt wird, liegt den Abstimmenden in allen dafür relevanten Details vor, jahrelang geschah das durch Papiervorlagen, mittlerweile nutzten Gemeindevertreter und bürgerliche Ausschussmitglieder die ihnen gestellten iPads für Entscheidungen und es ist ziemlich cool, Kids, dass ihr euch noch nicht bei uns eingeschleimt habt, um selbst an ein solch krasses Teil zu kommen, Respekt… (geht dann aber auch erst ab 18 Jahren los, dass man Ausschussmitglied wird, sei dem hier noch hinzugefügt). Wo die Details noch nicht relevant genug erscheinen in der Expertise der verschiedenen Berufsgruppen, die hier und in ihren Parteien ehrenamtlich zusammen kommen, lässt es sich zu allem bei der Amtsverwaltung nachfragen und deren Antworten diskutieren. Und auch wenn das selten die unterhaltende Qualität alter Wehner und Strauß Debatten hat und Film und Fernsehen das gern dramaturgisch überzeichnen, ist die Reality Soap unserer Ausschüsse doch der Ort, wo tatsächliche Entscheidungen getroffen werden. Von Ihrem Nachbarn oder einem, den man über zwei Ecken kennt oder auch gar nicht, aber selbst der macht es mit, Geschicke seiner Gemeinde zu gestalten. Und je nun, wem Zufriedenheit ein Gut ist, dass Gemeinschaften bildet und verbindet, der findet auch einen Weg, an deren Pflege beteiligt zu sein, ob in einem Hinterzimmer beim Strickknäuel halten oder einem Ausschuss. Wo auch Fragen eingeladener Bürger*innen möglich sind, die schon zu manch neuer Vorlage geführt haben, wie ich das aus meiner noch jungen, aber eigenen Erfahrung betrachte. Und dazu können Sie sich selbst ein Urteil bilden als ein Gast. Oder mal eine Fraktionssitzung besuchen und sich vorstellen, wie dort zu besprechenden Abstimmungsvorlagen wohl mal in einem Hinterzimmer entstanden sind und in welchem wohl und warum und darüber lässt sich ja gut am Sonntag über den Gartenzaun plaudern.
von O. M. 31. Oktober 2021
Die großen Irrtümer über (kommunale) Politik: Teil 2: „...das ist doch alles bloß ein Klüngeln bei denen…“ Neben unveräußerlichen Grundrechten ist die beständig gegebene Einladung zur Teilhabe eines der wichtigsten Merkmale freiheitlich-demokratischer Gesellschaften. Bei der die Möglichkeiten (oder Gefahren) zur Klüngelei vor allem dort entstehen können, wo ein gemeinschaftlicher Konsens nicht mehr gegeben ist oder nicht mehr gesucht wird. Das heißt, suchen tun wir ununterbrochen, aber nach Unterstützung unserer Arbeit durch Ihre aktive Teilhabe. Wenn Sie vergegenwärtigen, dass es allein innerhalb der letzten Jahre wohl mehr als 2000 mehr oder weniger aktive Unterstützer*innen einer Bürgerinitiative gegeben hat (oder diese immer noch aktiv in einer solchen sind) und dem gegenüberstellen, dass die Anzahl der in der Kommunalpolitik aktiven Bürger*innen um die 50 liegt, dürften Sie vielleicht zu dem Schluss kommen, das die obige Aussage dann auch heißen könnte: „... das ist ja notgedrungen nur noch ein Klüngeln bei denen…“ Und dann herzlich willkommen bei uns….
von O. M. 17. Oktober 2021
Die großen Irrtümer über (kommunale) Politik Teil 1: „...man kann ja doch nichts ändern...“ Derzeit finden sich in Ammersbek eine ganze Reihe von Veränderungen, die auf politischen Entscheidungen beruhen. In unserem Ortsteil Bünningstedt etwa entstehen nach langer diesbezüglicher Vorplanung, und in den verantwortlichen Ausschüssen getätigten Entscheidungen ein Feuerwehrhaus und eine Grundschule. Was inzwischen auch Begehrlichkeiten in anderen Ortsteilen ausgelöst haben dürfte, ohne über die Hintergründe des Zustandekommens der Vorhaben tatsächlich informiert zu sein. Was sich durch die aktive Teilhabe an kommunaler Politik leicht verändern ließe. Naheliegend wäre hier natürlich, sich einer Partei anzuschließen, die in unser Gemeindevertretung tätig ist. Oder sich für eine Partei zu entscheiden, die dort noch kein Mandat hat, sich aber in der nächsten Kommunalwahl darum bewerben kann. Oder auch selbst eine Partei zu gründen, die die eigene politische Haltung repräsentiert. Und wenn man bereits in einer Bürgerinitiative aktiv ist, die sich gegen ein politisches Vorhaben richtet, wäre es auch ein folgerichtiger Schritt, politische Entscheidungen selbst herbeizuführen (der Lottbeker Igel etwa hat bei der letzten Wahl kandidierenden Parteien rund 1500 Wählerstimmen in Aussicht gestellt, was genug wäre, um aus dem Stand mit einer eigenen Partei rund 3 Mandate zu erringen). Außerdem zeigt die Teilhabe an einer solchen Bürgerinitiative, dass zumindest für den eigenen Anlass der Glaube durchaus gegeben scheint, dass Veränderungen möglich sind. Wenn Ihr dagegen noch nicht in einer Ammersbeker Bürgerinitiative aktiv seid, empfiehlt es sich eigentlich umso mehr, für Belange der Gemeinde politisch einzutreten, bevor sich ein Anlass einstellt, eine Initiative dagegen zu gründen. Und egal, welcher Politik euer Herz dann zuschlagen wird, als eine bäuerlich begründete Gemeinde stellt es bewährtes Wissen dar, dass über den Ertrag der Ernte auch der Dünger entscheidet. Und den besten geistigen Dünger sah schon Goethe (auch wenn ich nicht mehr weiß, wo, als ein Gesamtschule- Besuchender), im Zusammenkommen verschiedener Meinungen, ganz wie es in der Kommunalpolitik immer wieder neu zu erleben ist. Ob sich das zu Erleben lohnt, entscheidet mitunter ein eigener Besuch eines Ausschusses. Ihr seid uns als Bürger*innen der Gemeinde immer willkommen!
von O.M. 21. Oktober 2020
Liebe Ammersbeker Mitbürger*innen, die persönliche Teilhabe an der politischen Gestaltung eines Gemeinwesens ist zweifellos eine der großen Errungenschaften der letzten 150 Jahre. Wie bedeutsam sie ist lässt sich leicht feststellen, wenn man mit Menschen in Kontakt kommt, die in ihren Heimatländern totalitärer Willkür ausgesetzt gewesen sind. Oder so etwas im Fernsehen verfolgt, wie gegenwärtig in Belorussland. Ich persönlich habe Politik über den größten Teil meines Lebens gern anderen überlassen und war selbst in einigen Initiativen gegen deren Entscheide aktiv. Das Credo ‚Die machen ja doch, was sie wollen ...‘ hat auch bei mir seinen Einfluss hinterlassen. Seit ich in der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ammersbek aktiv bin, weiß ich jetzt immerhin, wie politische Entscheidungen wirklich zustande kommen und auch auf welcher Grundlage. Wer sich für die Gemeindevertretung oder einzelne Ausschüsse vereidigen lässt, erhält zu Beginn eine Reihe von Informationsmaterial, das man erst mal lesen wollen muss. Fällt mir selbst immer noch schwer, ehrlich gesagt. Aber im Kern zeigt es, dass Menschen vor uns sich viele Gedanke gemacht haben, wie sich der Willkürgedanke in der politischen Gestaltung unseres Gemeinwesens weitestmöglich reduzieren lässt. Auch wenn manch hiesige Initiative das ganz anders sehen mag. Aber ist euch eigentlich bekannt, dass der Gemeindestatus von Ammersbek auch daran geknüpft ist, dass unsere politische Arbeit getan werden kann? Wenn unsere Bevölkerungszahl bald die 10 000 übersteigt, hat dies etwa zur Folge, dass mehr Wahlkreise für die Kommunalwahlen einzurichten sind, die dann ihrerseits mit den gegebenen Ressourcen der kandidierenden Parteien besetzt werden müssen. Was angesichts der derzeitigen Zahlen wohl fraglich wird. Die politische Verwaltung Ammersbeks müsste dann dem nächsthöheren Gremium übertragen werden, noch weiter weg vom Geschehen als man es uns mitunter schon nachsagt. Kurzum, wir (und nicht allein die UWA) brauchen Euch, eure Bereitschaft, unsere schöne Gemeinde selbst zu gestalten. Ihr müsst dazu keine Experten für Baurecht, Soziales, Umwelt oder Finanzen sein. Ihr müsst die Hintergründe von gewichtigen Entscheidungen nicht ad hoc aus dem Ärmel schütteln können. Unser Tun lebt auch vom Vertrauen zueinander. Wichtig ist, dass Ihr eure Interessen aktiv einbringen wollt und dafür an drei bis vier Tagen eines Monats bereits seid, Zeit dafür einzubringen, die sich ohne Zweifel auch anders gestalten ließe. Aber wenn Ihr es für Ammersbek tut, tut Ihr es am Ende auch für Euch und eine Zukunft, die wir so lebenswert wie möglich selbst gestalten können. Oliver Mende
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